Das Vorlesefieber greift in Hagen im Bremischen um sich. Im September wird seit einigen Jahren hier der Literatur eine Woche lang größte Aufmerksamkeit zuteil und die Bürgerinnen und Bürger haben Gelegenheit, an den vielen schönen Orten der Gemeinde einen Platz zu finden, um einen Text ihrer Wahl zu vorzulesen.
In den zurückliegenden Monaten habe ich hin und wieder gerne bekannte Autoren mit unbekannten Texten gelesen und – berufsbedingt – besonders Texte zu bzw. über Drogen bevorzugt. Die Einarbeitung des Themas in Prosa-Texte ist immer wieder ein hoch spannendes Thema und mal ein ganz gezieltes Anliegen, mal ein Spiel und manchmal ein Nebenprodukt.
Am 10.09.2015 habe ich im Seminarhaus Scott-Douglas „Sherlock Holmes und der Teufelsfuß“ gelesen und mich über 12 aufmerksame Zuhörer gefreut!
In der Geschichte „Der Teufelsfuß“ sind für den Anhänger der Abenteuer von Sherlock Holmes einige Besonderheiten enthalten. Es ist ein spät veröffentlichter Text. 1910 erschien er in einer Sammlung von anderen Geschichten, die wie übrig gebliebene Abenteuer aus der aktiven Zeit des Detektiven wirken und aus verschiedenen Gründen erst zum Erscheinungstermin publiziert werden durften.
Schön ist nicht nur der Kriminalfall, der (Spoiler) auf dem Gebrauch einer exotischen Droge fußt, sondern auch die Lebensumstände von Holmes und Watson. Seiner angegriffenen Gesundheit wegen verbringen sie Zeit in Cornwall wo sie in einen Fall verwickelt werden. Später ein immer wieder gern verwendeter Plot des Serienhelden, der im Urlaub auch über Leichen stolpert und auch mediengeschichtlich interessant.
Das englische Fernsehen hat mit Jeremy Brett hat in den 80er Jahren eine hervorragende Serienverfilmung des Stoffes von Arthur Conan Doyle produziert, die den literarischen Stoff filmisch atemberaubend gut umsetzt. Dazu gehören auch gewisse Interpretationen der Figur. Die Umsetzung des Stoffes „Der Teufelsfuß“ interpretiert den Aufenthalt von Holmes und Watson als Entziehungskur unter der Begleitung des Arztes Dr. Watson. Aus anfänglicher Diskrepanz der beiden, die in Gesundheitsfragen entzweit scheinen, folgt die einsame, meditative Reise des Detektiven an der Küste und der Entschluss, die Kokainspritze im Sand des Strandes zu vergraben. Dann gipfelt die Geschichte in einem gemeinsamen Selbstversuch zu einer Chemikalie, der fast tödlich ausgegangen wäre, wenn Watson Holmes nicht gerettet hätte. Ein Moment tiefster, inniger Freundschaft scheint auf, der außergewöhnlich für die Geschichte ist.
Liest man „Den Teufelsfuß“, nachdem man diese Filmumsetzung gesehen hat, gewinnt der Text noch einmal an Tiefe. Wann hat man das schon?